Verschiedene Hernienformen und ihre Behandlungsmöglichkeit

  • Leistenbruch: Bei einer Schwellung im Bereich der Leisten liegt häufig ein Leistenbruch vor. Das zu wählende Operationsverfahren richtet sich nach den Vorerkrankungen und ggf. Voroperationen. Verfahren mit Netzeinlage sind z.B. die minimal-invasive Netzeinlage (TAPP) und die offene Operation nach Lichtenstein. Bei sehr jungen Patienten favorisieren wir häufig offene Verfahren ohne Netz (z.B. das Minimal Repair und die OP nach Shouldice).
  • Schenkelbruch:  Schenkelbrüche gehören zu den Brüchen der Leistenregion. Die Bruchpforte liegt jedoch im Gegensatz zum Leistenbruch unterhalb des Leistenbandes. Von diesem Bruch sind deutlich häufiger Frauen als Männer betroffen. Besonders bei dieser Bruchart ist ein minimal-invasives Verfahren (z.B. TAPP) von Vorteil, da die Bruchlücke hierbei effektiv verschlossen wird und es seltener zu einem Wiederkehren (Rezidiv) des Bruches kommt.
  • Nabelbruch: Bei einer Schwellung im Nabelbereich liegt häufig ein Nabelbruch vor. Nicht selten sollten solche Brüche verschlossen werden. Auch hier gibt es offene wie auch minimalinvasive Operationsverfahren mit und ohne Netzeinlage (PUMP, IPOM, Direktverschluss ohne Netz). Bei zusätzlich vorhandener Rektusdiastase (Auseinanderweichen der Bauchmittellinie) ist eine Mittellinienrekonstruktion mit großem Netz empfehlenswert. Auch hier kommen regelhaft minimalinvasive Verfahren wie z. B. die MILOS-Technik  zur Anwendung.
  • Narbenbruch: Ein Narbenbruch (Narbenhernie) bezeichnet eine Vorwölbung (Hernie), die im Bereich einer Narbe auftritt. Der Narbenbruch ist eine häufige Komplikation einer vorangegangenen Bauchoperation. Zu den Ursachen zählen unter anderem Übergewicht und eine gestörte Wundheilung der Narbe. Ein Narbenbruch sollte immer operiert werden, da sich das weitere Auseinanderweichen des Narbengewebes nicht aufhalten lässt.  Aber auch bei minimal-invasiven Operationen können kleine Narbenbrüche entstehen (sog. Trokarhernien). Diese sollten ebenso verschlossen werden. Je nach Größe der Bruchlücke und der Voroperation wird das passende Operationsverfahren gewählt. Sowohl offene als auch minimal-invasive Verfahren sind möglich. Häufige bei uns angewendete Verfahren sind die MILOS- und IPOM-Technik. Bei der MILOS-Technik (mini or less open sublay) handelt es sich auch um ein minimalinvasives Verfahren bei dem über einen relativ kleinen Schnitt (ca. 5-10cm) die gesamte Mittellinie vom Brustbein bis zum Schambein versorgt werden kann. Das laparoskopische IPOM eignet sich hingegen besonders für kleinere Defekte bei adipösen Patienten.
  • Zwerchfellbruch: Ein solcher Bruch kann sowohl akut durch einen Unfall (Trauma), selten aber auch angeboren sein. Bei krankhaftem Durchtritt von Anteilen des Magens durch das Zwerchfell im Bereich des Schlitzes für den Durchtritt der Speiseröhre (Hiatus oesophageus) bezeichnet man den Bruch als Hiatushernie. Diese Bruchform ist häufig mit einer Refluxerkrankung vergesellschaftet, bei der der saure Magensaft in die Speiseröhre aufsteigt und dahingehend Beschwerden (Sodbrennen) verursacht. Ob eine OP zu empfehlen ist wird im Rahmen eines eingehenden Gespräches mit Erhebung der genauen Anamnese, der klinischen Untersuchung und ggf. weiterführenden Diagnostik geklärt (CT, 24-Stunden-pH-Metrie und -Manometrie der Speiseröhre). Je nach Bruchgöße entscheiden wir uns für ein offenes oder minimal-invasives Verfahren. Bei begleitender Refluxerkrankung wird zum Bruchlückenverschluss meist zusätzlich noch eine Magenmanschette um den unteren Teil der Speiseröhre gelegt (Fundoplicatio) um den Reflux zu therapieren.
  • Bruch bei künstlichem Darmausgang (Parastomale Hernie): Bei 60% der Menschen mit künstlichen Darmausgang (Stoma) kommt es zu einem Bruch in unmittelbarer Nähe zum Stoma. Eine Operation ist abhängig von der Art der Vorerkrankung, und von den Beschwerden (Stoma fördert nicht, Einklemmungsbeschwerden, chronische Hautprobleme). Auch der Vorfall eines Stomas (Stomaprolaps) ist häufig mit einem Bruch assoziiert. Bezüglich einer Operation oder einer konservativen Therapie beraten wir Sie gerne in unserer Sprechstunde.
  • Sportlerleiste: Die Sportlerleiste wird synonym auch häufig weiche Leiste“ genannt. Sie tritt oft bei chronischer Überlastung der Leistenregion auf, vor allem bei Hochleistungssportlern (Fußballer, Eishockeyspieler, Handballer, Basketballer und Läufern). Die Sportlerleiste wird als eine Frühform des medialen Leistenbruchs verstanden. Allgemein hat man sich deshalb darauf geeinigt, von einer Sportlerleiste immer dann zu sprechen, wenn eine beginnende Instabilität der Hinterwand des Leistenkanals getastet oder im Ultraschall nachgewiesen werden kann. Instabilitäten im Bereich der Hinterwand des Leistenkanals verursachen eine Reizung der Leistennerven (N. genitofemoralis, N. ilioinguinalis) und ihrer Äste mit entsprechenden Schmerzen. Die Schwierigkeit liegt in der diagnostischen Abgrenzung von anderen möglichen Ursachen, z.B. der Leistenzerrung und Muskelansatzreizung. Als Operationstechnik wenden wir die sogenannte Minimal-Repair-Technik an, bei der die Leistenkanalhinterwand mit einer Naht gerafft wird. Eine Netzeinlage ist hierbei nicht erforderlich. Der Patient ist nach 2 Wochen wieder sportfähig. Auch hier beraten wir sie gerne.

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